Die Kelten
Wer waren die Kelten?
Als „Keltenzeit“ wird in der Archäologie die Zeit von ca. 800/750 – ca. 15 v. Chr. in Europa
bezeichnet; diese Epoche umfasst auch die europäische Eisenzeit.
Der Name „Kelten“ ist abgeleitet von den altgriechischen Bezeichnungen „keltoi“/„galatai“ und
den lateinischen Namen „celtae“/“galli“; so benannten die Schriftsteller der griechisch-
römischen Antike die Bewohner Mitteleuropas, über die wir ausschließlich über diese antiken
Autoren schriftliche Aussagen besitzen (im Gegensatz zu allen vorherigen Epochen der
Bronze- und Steinzeiten, für die es keinerlei schriftliche Hinterlassenschaften gibt).
Mit der Einführung des Eisens als neuem wichtigen Werkstoff für Waffen, Schmuck und
Werkzeuge beginnt in Europa die keltische Epoche, die wiederum in die Ältere Eisenzeit
(Hallstattzeit, ca. 800/750 – 450 v. Chr.) und die Jüngere Eisenzeit (Latènezeit, ca. 450 –
15 v. Chr.) unterteilt wird.
Hallstattzeit
Die Träger der Hallstattkultur waren nicht etwa eingewanderte Völkerschaften, sondern die
Hallstattkultur entwickelte sich aus der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur (ca. 1300 –
800/750 v. Chr.), deren Kulturgruppen in Europa weit verbreitet waren und die Grundlagen
für die Entwicklung der eisenzeitlichen Kulturen bereitstellten.
Die frühkeltische Hallstattkultur ist nach dem bedeutenden Fundort Hallstatt am Hallstätter
See im Salzkammergut in Österreich benannt. Funde dieser Kulturepoche begegnen uns in
einem Raum von Ostfrankreich bis nach Westungarn. Aufgrund unterschiedlicher
Ausprägungen bestimmter Artefaktgruppen wie Bronzeeimer, Waffen und auch
Keramikformen wird das Gebiet, in dem die Hallstatt-Kultur verbreitet ist, in einen West- und
einen Osthallstattkreis unterteilt. Dabei umfasst der Westhallstattkreis in etwa die Räume
Nordostfrankreich, Süddeutschland sowie das Mittelrheingebiet, Böhmen und
Oberösterreich. Die Landschaften von Mähren, Niederösterreich und der Steiermark sowie
das Burgenland in Ungarn, Kärnten, Slowenien und das nördliche Kroatien bilden den
Osthallstattkreis.
Latènezeit
Die klassische Zeit der Kelten umfasst grob die letzten 450 Jahre vor Christi Geburt. Der
namengebende Fundort ist das Örtchen La Tène am Neuenburger See in der Schweiz. Dort
wurde um die Mitte des 19. Jhd. anhand zahlreicher, die Zahl 2000 überschreitender
Gewässerfunde (Gewebereste, Holz, Schwerter, Eisenwerkzeuge, Keramik- und Bronzegefäße,
Schmuckgegenstände u.v.m.) eine keltische Siedlung identifiziert, zu der offenbar auch
(mindestens) eine Brücke gehörte. Pfahlreste dieser Brücke waren im 19. Jhd. in der
damaligen Flachwasserzone noch gut zu erkennen, wie das Gemälde von A. Bachelin von
1878 zeigt.
In der Latènezeit breitete sich die keltische Kultur merklich aus; keltische Gruppen drangen in
Italien ein und gelangten bis nach Rom, nachdem sie unter ihrem Kriegsführer Brennus im
Jahr 387 v. Chr. die römischen Legionen am Flüsschen Allia vor Rom vernichtend geschlagen
hatten. Die römische Bevölkerung flüchtete sich auf das befestigte Kapitol. Mit diesem Einfall
nach Italien begannen die Keltischen Wanderungen des 4. und 3. Jhd. v. Chr. Größere
keltische Gruppen drängten in Richtung Illyrien und die Balkanhalbinsel; ab dem Ende des 4.
Jhd. waren die pannonischen Gebiete vollständig unter den Einfluss der Kelten gelangt, was
sich auch deutlich im archäologischen Fundgut widerspiegelt.
Keltische Stammesverbände zogen um 280 v. Chr. nach Griechenland und drangen bis zum
Heiligtum von Delphi vor, das von ihnen geplündert wurde. Allerdings wurden sie dort 279 v.
Chr. von den griechischen Verteidigern geschlagen; ihr Anführer Brennus nahm sich
daraufhin das Leben.
Größere Verbände des keltischen Stammes der Volcae wurden von König Nikomedes I. von
Bithynien 278 v. Chr. als Söldner angeworben, die ihm in Kleinasien die Macht sichern sollten.
Die keltischen Söldner, Galater genannt, ließen sich in Kleinasien in der heutigen Türkei in der
nach ihnen benannten Landschaft Galatien nieder, wo sie zwar bald in die Hochebene
Anatoliens abgedrängt wurden, dort aber mit wechselndem Geschick doch bis weit in das 1.
Jhd. v. Chr. ein unabhängiges Reich aufrechterhielten. Nach dem Tod des letzten keltischen
Königs Amyntas (36–25 v. Chr.) wurde Galatien als Provinz dem römischen Reich einverleibt.
Die Kelten wurden in allen von den Römern eroberten, vormals keltisch besiedelten,
Gegenden langsam im Lauf des 1. Jhd. n. Chr. romanisiert, und die keltische Kultur verlosch in
den römischen Herrschaftsbereichen gänzlich. Nur in den Randbereichen, namentlich den
nördlichen Grenzgegenden des römischen Reiches wie etwa dem heutigen Wales, Cornwall,
Schottland und Irland, hielten sich keltische Traditionen und auch Dialekte sehr viel länger
und verschmolzen im Zuge der Christianisierung zu iro- oder schottisch-keltischen
Kulturerscheinungen.
Karte der Verbreitung der keltischen Kultur insgesamt (Karte: Martin Schönfelder/Volker
Kassühlke, LEIZA).
Pfahlreste der Brücke von La Tène. Gemälde von Auguste Bachlin, 1878 (Quelle:
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=139746680).
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