C. W. von Gümbel (1823-1898)

Te saxa loquuntur - Dich rühmen die Steine „Man brauchte für die Untersuchung einen Mann, der sich seiner großen, wenn gleich schweren Aufgabe voll und ganz bewusst war, der in der Ausübung seines Berufes keine Mühe scheute: einen Mann nicht allein von der Feder, sondern einen vom Leder, d.h. einen, der nicht müde wird, so lange es die Jahreszeit erlaubt, den Hammer im Felde zu schwingen. Ein solcher war unser Gümbel, und zum Glück für das Land fiel auf ihn auch die Wahl.” So schrieb der Geologe Ludwig von Ammon in einem Nekrolog im Jahre 1898. Seine Worte lassen die hohe Wertschätzung dieses außergewöhnlichen Geowissenschaftlers erkennen. Der wohl berühmteste Sohn von Dannenfels wurde am 11. Februar 1823 im Forsthaus als Jüngster von neun Brüdern geboren. Sein Vater war königlicher Revierförster. Die Pfalz war seit 1816 bayrisch. Die Kindheit im Forsthaus am Fuß des Donnersberges brachte ihn schon früh in engen Kontakt mit der Welt der Tiere, Pflanzen und Steine. Seine älteren Brüder Theodor und Ludwig Christian machten ihn mit Pflanzenkunde und Mineralogie vertraut. Mit 13 Jahren ging er nach Zweibrücken aufs Gymnasium. Nach dem Abitur begann er 1842 an der Universität München ein Studium der Chemie, Zoologie und Mineralogie, das er durch Semester in Heidelberg ergänzte und 1848 mit dem Examen für den bergmännischen Staatsdienst abschloss. Bereits 1846 erschien seine erste Publikation „Geognostische Bemerkungen über den Donnersberg”. Nach einer ersten Anstellung 1850 als bergmännischer Vermesser beim Bergamt St. Ingbert wurde er 1851 Mitglied der neu errichteten Kommission zur geognostischen Untersuchung Bayerns. „Auf Allerhöchsten Befehl” König Maximilians Il. von Bayern wurde 1849 eine Kommission zur naturwissenschaftlichen Untersuchung des Landes eingesetzt. Als nüchterner Denker erkannte Max II. die Notwendigkeit der geologischen Erforschung Bayerns. Denn mittlerweile hatte eine wirtschaftliche Entwicklung eingesetzt, die an den geologischen Informationsgrundlagen nicht mehr vorbeikam. Die Schwerindustrie wuchs sprunghaft, industrielle Ballungsräume entstanden und das Eisenbahnnetz „explodierte“ förmlich. Man brauchte geologische Daten zur Gewinnung von mineralischen Rohstoffen, zur Versorgung der Städte mit Wasser, für die Beurteilung des Baugrundes, für den Tunnelbau, usw. Gümbel, der bereits 1845 eine „Geognostische Übersichtskarte von Bayern” im Maßstab 1: 500 000 hergestellt (gedruckt 1858) hatte, wurde als „Leitender Geognost” mit der Aufsicht der an dieser geognostischen Aufnahme Beteiligten beauftragt. Bereits 1861 lag eine fast 1.000 Seiten starke „Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpengebirges” mit fünf großen farbigen Blättern vor. In den Jahren danach entstand ein über 3000 Seiten umfassendes Werk, die „Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern in vier Abtheilungen”. Zwischen 1846 und 1896 verfasste er mehr als 200 wissenschaftliche Publikationen zur allgemeinen Geologie, Petrographie, Lagerstättenkunde, Mineralogie, Hydrogeologie, zu Erdbeben und zur Paläontologie. Im Laufe der geognostischen Untersuchungsarbeiten legte er eine umfangreiche Belegsammlung bayerischer Gesteine, Fossilien und Mineralstufen an. Diese ständig vermehrte Sammlung ist auch heute noch Grundlage für die Geologische Landesaufnahme am Bayerischen Geologischen Landesamt. Gümbel gehört zu den Mitbegründern der Meteoritenkunde. Er stellte einen Erdbebenkatalog für Bayern zusammen und eine Karte der bayerischen Höhlen. Durch sein Eintreten konnte sich die Theorie von der Vergletscherung des Alpenvorlandes durchsetzen. Er diskutierte über die Bildung von Torfmooren, Kohlen und Dolomit, über die Plastizität von Gesteinen unter tektonischem Druck. Er regte die Schaffung einer der praktischen Landwirtschaft dienenden Bodenkarte an. 1863 wurde er Honorarprofessor für Geognosie und Markscheidekunde an der Münchener Universität. 1868 wurden ihm Vorträge über Geognosie und Geologie an dem Königlichen Polytechnikum sowie die Vorstandschaft der mineralogischen Sammlung der Universität übertragen. Sein Hauptwerk, das er mit Hilfe vieler Mitarbeiter zielstrebig verfolgte, ist die Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern mit 18 Kartenblättern im Maßstab 1:100.000. Die am Ende seines Lebens erschienene Geologie von Bayern ist bis heute, was die Ausführlichkeit der Darstellung anbelangt, unübertroffen. Als er 1897 zum „Königlichen Geheimen Rath” ernannt wurde, war er bereits todkrank und starb im Juni 1898. Ludwig von Ammon notierte 1899: „ . . . am 1. April 1898 übernahm er die Führung der Amtsgeschäfte wieder und besorgte sie vom Krankenstuhle aus. Mit wunderbarem Eifer versah er bei vollen geistigen Kräften trotz der zunehmenden Schwäche des Körpers die Arbeit. Er starb in den Diensten...”. Auf seinem Grabstein steht geschrieben: „Te saxa loquuntur - Dich rühmen die Steine”. Carl Wilhelm von Gümbel Privatarchiv: Gümbel
Kobell benennt das neu gefundene Mineral „Gümbelit“ (1870)

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Donnersbergverein e. V. für Mensch und Natur in der Region
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C. W. von Gümbel (1823-1898)

Te saxa loquuntur - Dich rühmen die Steine „Man brauchte für die Untersuchung einen Mann, der sich seiner großen, wenn gleich schweren Aufgabe voll und ganz bewusst war, der in der Ausübung seines Berufes keine Mühe scheute: einen Mann nicht allein von der Feder, sondern einen vom Leder, d.h. einen, der nicht müde wird, so lange es die Jahreszeit erlaubt, den Hammer im Felde zu schwingen. Ein solcher war unser Gümbel, und zum Glück für das Land fiel auf ihn auch die Wahl.” So schrieb der Geologe Ludwig von Ammon in einem Nekrolog im Jahre 1898. Seine Worte lassen die hohe Wertschätzung dieses außergewöhnlichen Geowissenschaftlers erkennen. Der wohl berühmteste Sohn von Dannenfels wurde am 11. Februar 1823 im Forsthaus als Jüngster von neun Brüdern geboren. Sein Vater war königlicher Revierförster. Die Pfalz war seit 1816 bayrisch. Die Kindheit im Forsthaus am Fuß des Donnersberges brachte ihn schon früh in engen Kontakt mit der Welt der Tiere, Pflanzen und Steine. Seine älteren Brüder Theodor und Ludwig Christian machten ihn mit Pflanzenkunde und Mineralogie vertraut. Mit 13 Jahren ging er nach Zweibrücken aufs Gymnasium. Nach dem Abitur begann er 1842 an der Universität München ein Studium der Chemie, Zoologie und Mineralogie, das er durch Semester in Heidelberg ergänzte und 1848 mit dem Examen für den bergmännischen Staatsdienst abschloss. Bereits 1846 erschien seine erste Publikation „Geognostische Bemerkungen über den Donnersberg”. Nach einer ersten Anstellung 1850 als bergmännischer Vermesser beim Bergamt St. Ingbert wurde er 1851 Mitglied der neu errichteten Kommission zur geognostischen Untersuchung Bayerns. „Auf Allerhöchsten Befehl” König Maximilians Il. von Bayern wurde 1849 eine Kommission zur naturwissenschaftlichen Untersuchung des Landes eingesetzt. Als nüchterner Denker erkannte Max II. die Notwendigkeit der geologischen Erforschung Bayerns. Denn mittlerweile hatte eine wirtschaftliche Entwicklung eingesetzt, die an den geologischen Informationsgrundlagen nicht mehr vorbeikam. Die Schwerindustrie wuchs sprunghaft, industrielle Ballungsräume entstanden und das Eisenbahnnetz „explodierte“ förmlich. Man brauchte geologische Daten zur Gewinnung von mineralischen Rohstoffen, zur Versorgung der Städte mit Wasser, für die Beurteilung des Baugrundes, für den Tunnelbau, usw. Gümbel, der bereits 1845 eine „Geognostische Übersichtskarte von Bayern” im Maßstab 1: 500 000 hergestellt (gedruckt 1858) hatte, wurde als „Leitender Geognost” mit der Aufsicht der an dieser geognostischen Aufnahme Beteiligten beauftragt. Bereits 1861 lag eine fast 1.000 Seiten starke „Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpengebirges” mit fünf großen farbigen Blättern vor. In den Jahren danach entstand ein über 3000 Seiten umfassendes Werk, die „Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern in vier Abtheilungen”. Zwischen 1846 und 1896 verfasste er mehr als 200 wissenschaftliche Publikationen zur allgemeinen Geologie, Petrographie, Lagerstättenkunde, Mineralogie, Hydrogeologie, zu Erdbeben und zur Paläontologie. Im Laufe der geognostischen Untersuchungsarbeiten legte er eine umfangreiche Belegsammlung bayerischer Gesteine, Fossilien und Mineralstufen an. Diese ständig vermehrte Sammlung ist auch heute noch Grundlage für die Geologische Landesaufnahme am Bayerischen Geologischen Landesamt. Gümbel gehört zu den Mitbegründern der Meteoritenkunde. Er stellte einen Erdbebenkatalog für Bayern zusammen und eine Karte der bayerischen Höhlen. Durch sein Eintreten konnte sich die Theorie von der Vergletscherung des Alpenvorlandes durchsetzen. Er diskutierte über die Bildung von Torfmooren, Kohlen und Dolomit, über die Plastizität von Gesteinen unter tektonischem Druck. Er regte die Schaffung einer der praktischen Landwirtschaft dienenden Bodenkarte an. 1863 wurde er Honorarprofessor für Geognosie und Markscheidekunde an der Münchener Universität. 1868 wurden ihm Vorträge über Geognosie und Geologie an dem Königlichen Polytechnikum sowie die Vorstandschaft der mineralogischen Sammlung der Universität übertragen. Sein Hauptwerk, das er mit Hilfe vieler Mitarbeiter zielstrebig verfolgte, ist die Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern mit 18 Kartenblättern im Maßstab 1:100.000. Die am Ende seines Lebens erschienene Geologie von Bayern ist bis heute, was die Ausführlichkeit der Darstellung anbelangt, unübertroffen. Als er 1897 zum „Königlichen Geheimen Rath” ernannt wurde, war er bereits todkrank und starb im Juni 1898. Ludwig von Ammon notierte 1899: „ . . . am 1. April 1898 übernahm er die Führung der Amtsgeschäfte wieder und besorgte sie vom Krankenstuhle aus. Mit wunderbarem Eifer versah er bei vollen geistigen Kräften trotz der zunehmenden Schwäche des Körpers die Arbeit. Er starb in den Diensten...”. Auf seinem Grabstein steht geschrieben: „Te saxa loquuntur - Dich rühmen die Steine”. Carl Wilhelm von Gümbel Privatarchiv: Gümbel
Kobell benennt das neu gefundene Mineral „Gümbelit“ (1870)

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