Mauern aus Stein - aber Häuser
aus Holz und Lehm
Interessantes aus der Welt der Kelten
In Rahmen unserer neuen Reihe „Informatives rund um den Donnersberg“, haben wir heute
einen interessanten Kurzartikel unseres Vereinsmitglieds Dr. Andrea Zeeb-Lanz über die
baulichen Fähigkeiten der Kelten am Donnersberg.
Besonders in der spätkeltischen Zeit werden große Siedlungen der Kelten, die oppida (Plural
von lat. oppidum = Stadt), häufig mit steinernen Befestigungsanlagen umgeben. Diese
bestehen aus zweischaligen Mauern mit Holzgerüst oder aus einer Frontmauer mit hinten an
geschüttetem begehbarem Erdwall. Die Kelten beherrschten die Kunst des mörtellosen
Mauerbaues ganz meisterlich; selbst aus Gestein wie der Rhyolith, aus dem die Mauern auf
dem Donnersberg gebaut wurden und der sich steinmetztechnisch nicht bearbeiten, also
nicht zu Quadern zurichten lässt, konstruierten sie mächtige, bis zu vier Meter hohe
Steinmauern. Ein statisch perfekt durchdachtes System aus stützenden Holzbalken und
ganzen Baumstämmen garantierte die Stabilität der Mauern (Abb. 1). Interessanterweise
nutzten die Kelten aber ihre Kenntnis vom Steinbau nicht, um ihre Häuser, Werkstätten und
Stallungen zu errichten. Diese wurden, ganz traditionell wie in den vorangehenden 5
Jahrtausenden bereits, aus Holz, Weidengeflecht und Lehmverputz konstruiert (Abb. 2). Eine
Art Holzfachwerk-Rahmen stellte das Grundgerüst dar; die Wände wurden aus
Weidengeflecht errichtet, das dann beidseitig mit Lehm, vermischt mit Strohhäcksel, verputzt
wurde. Dieses Prinzip findet sich auch in heute noch stehenden alten Fachwerkhäusern – die
Gefache zwischen den Holzbalken sind ebenfalls mit Weidengeflecht und Lehmverputz
gefüllt. Diese alte, bereits in der Jungsteinzeit des 6. Jahrtausends angewandte
Hausbautechnik hat also viele Jahrhunderte über die Kelten hinaus noch ihre bewährte
Gültigkeit behalten. Offenbar genügten die Holz-Weide-Lehm-Gebäude allen Ansprüchen der
keltischen Bewohner an Komfort, Raumklima sowie Kälte- und Hitzeisolierung. Erst in der
römischen Zeit setzten sich auch Steinhäuser für die Bevölkerung durch.
Abb. 1: Rekonstruktion im Maßstab 1:1 der keltischen Mauer auf dem Donnersberg; bei
diesem, in den 1990er-Jahren errichteten Mauermodell im Maßstab 1:1 fehlen allerdings
noch die stabilisierenden horizontalen Holzbalken zwischen den Frontpfosten; diese wurden
an Mauern auf dem Donnersberg erst bei den Grabungsarbeiten 2010 am sog. Zwischenwall
festgestellt (siehe restauriertes Mauerstück auf dem Donnersberg).
Abb. 2: Idealrekonstruktion einer keltischen Siedlung mit den charakteristischen
Wohnhäusern aus Holz, Lehm und Weidengeflecht (3D-Computerrekonstruktion: Roland
Seidel).
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